architektur+energie

Andreas Kaiser Dipl.-Ing. Architekt · Energieberater/BAFA · Effizienzhausexperte

Publikationen

Energetische Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden / KStA 05/2012

Altbau mit Sanierungsbedarf

Bei einer weltweit wachsenden Energienachfrage und zugleich nachlassenden Fördermengen bei den fossilen Brennstoffen und einer Zunahme der prognostizierten Klimaerwärmung hat die effiziente Verwendung von Energie höchste Priorität. Dem Gebäudebestand kommt mit einem Anteil von 40% am Gesamtenergieverbrauch und hohem Einsparpotential eine Schlüsselrolle zu. Die Bundesregierung plant die flächendeckende energetische Sanierung des gesamten Gebäudebestands mittelfristig umzusetzen. Die momentan bestehenden Anschubförderungen sollen in wenigen Jahren einer eigenen Marktdynamik, angetrieben durch steigende Energiekosten, weichen.

Bei der energetischen Sanierung wurden denkmalgeschützte Altbauten, bzw. Gebäude mit erhaltenswerten Fassaden wegen der höheren Planungs- und Ausführungsanforderungen meistens ausgenommen. Die Bundesregierung ist zur Erreichung der Klimaziele jedoch an der flächendeckenden energetischen Sanierung des gesamten Gebäudebestands interessiert. So ist nun ein Förderprogramm aufgelegt worden, das deutlich besser zu realisierende Anforderungen stellt und somit den höheren Schwierigkeiten im Denkmalschutz Rechnung trägt.

Bei Bauten mit Naturstein- , Stuck-, oder Klinkerfassaden kommt eine Außendämmung meist nicht in Frage. Dabei ist die Wärmedämmung dieses Bauteils bei Altbauten bis Bj.1930 trotz großer Wandstärken wegen der hohen Wärmeleitfähigkeit der verwandten Steine gering. Auch die oftmals pittoresken Dächer, mit Gauben, Türmchen und Giebeln bieten kaum Platz für ausreichende Dämmstärken.

Die energetische Sanierung dieser Altbauten lässt sich aber mit den sonst üblichen Maßnahmen nicht durchführen. Hier sind Einzelfalllösungen zu wählen, die aus einem Bündel von herkömmlichen Dämmmaßnahmen und individuell abgestimmten Ersatzmaßnahmen bestehen. Diese können dann durchaus auch Energieeinsparungen von 60-80% erreichen. Die Sanierung der Fassade kann z.B. durch eine fachgerecht geplante Innendämmung zusammen mit einem Fensteraustausch gegen 3-fach-Glas-Fenster mit Altbauprofilen effizient und schadensfrei erfolgen. Bei rückwärtigen Fassaden ist es dabei oft vertretbar, diese mit einem üblichen Wärmedämmverbundsystemen zu verkleiden. Für die Kellerdeckendämmung sind mittlerweile Produkte auf dem Markt, die sich der Gewölbeform anpassen, bzw. mit geringen Aufbauhöhen auskommen. Bei ausgebauten Dachstühlen muss aus einer Vielzahl möglicher Konstruktionen die zur konkreten Situation passende ausgewählt werden. Auch hier sind mittlerweile leistungsfähigere Dämmstoffe mit geringeren Aufbaustärken verfügbar.
Ergänzend dazu sollte die Heizung und Warmwassererzeugung von wohnungszugeordneten Einzelgeräten auf zentrale Anlagen umgestellt werden, die alleine schon Einsparung zwischen 15 und 30% erzielen und die Wartungskosten mindern. Als regenerative Energieform sind Holzpelletkessel, thermische Solaranlagen, Wärmepumpen, aber auch falls vorhanden, ein Anschluss an ein Fernwärmenetz zu empfehlen.

Gemessen an den jüngeren Gebäuden der 1930-70-er Jahre ist bei der energetischen Sanierung von Altbauten mit erhaltenswerten Fassaden und Dächern eine deutlich höhere Abstimmung und Fachkompetenz erforderlich, erklärt Architekt und Energieberater Andreas Kaiser aus Bergisch Gladbach. Gerade bei der Innendämmung der Außenwände kann es bei unsachgemäßer Ausführung zu Feuchte- und Frostschäden, z.B. an Deckenbalken und Leitungen kommen. Hier ist unbedingt eine kompetente Planung durch einen Architekten/Energieberater zu empfehlen, der auch die Ausführung überwachen sollte.

In jüngster Zeit sind die staatlichen Förderungen zur energetischen Sanierung, nach zwischenzeitlicher Kürzung, wieder deutlich verbessert worden. Nachfolgend die wichtigsten Förderprogramme:

* KfW-431 Baubegleitung: Zuschuss 4.000,- €
* KfW-152 Einzelmaßnahmen: Darlehen mit 1% Effektivzins, zzgl. Tilgungszuschuss 2,5%
* KfW-430 Einzelmaßnahmen oder Effizienzhaus: Zuschuss 7,5% bis 17,5 %
* Bafa-Zuschuss bis 4.800,€ für Pellet, Solaranlagen und Wärmepumpen
* Bafa-Zuschuss zu Energieberatung
* NEU – KfW-151 Effizienzhaus/Denkmal: Vereinfachte Fördervoraussetzungen für Denkmäler, Einführung ab 01.04. 2012, 1% Effektivzins, zzgl. Tilgungszuschuss 2,5%

Energetische Sanierungen vergrößern die Unabhängigkeit gegenüber Energiekostensteigerungen und leisten einen wirklichen Beitrag zur CO2-Minderung. Damit stellen sie für die Gebäude eine wichtige Zukunftsinvestition dar. Es ist absehbar, das sich die Vorzüge der heutigen Effizienzhäuser hinsichtlich Behaglichkeit und Energieverbrauch bald auch im Gebäudebestand als Standard etablieren. Es spricht vieles für eine energetische Sanierung, und der Zeitpunkt ist, bedingt durch den politischen Richtungswechsel nach Fukushima und der darauffolgend aufgestockten Förderungen, äußerst günstig.

Architektur+Energie
Dipl.-Ing. Andreas Kaiser


LBS - Bauherrenwettbewerb 08/2007

Das Gründerzeithaus wurde saniert, rückseitig erweitert und in 3 Wohneinheiten in Maisionetteausbildung aufgeteilt. Durch den geschosshohen Geländesprung konnte der Kellerbereich zum Wohnraum ausgebaut werden.



CO 2 - riesiges Einsparpotential im Gebäudebestand /KStA 03/2007

Die privaten Haushalte stellen in Deutschland mit 31 % den Bereich mit dem höchsten Energieverbrauch dar. Davon wiederum wird der größte Teil für die Beheizung verwendet.
Während der Energieverbrauch bei den Neubauten, durch Wärmeschutz- und Energieeinsparverordnung (ENEV), deutlich zurück ging, sieht die Bilanz bei den bestehenden Gebäuden immer noch schlecht aus. Die Bestandsbauten in Deutschland benötigen in der Regel noch das 3-fache des Neubau-Standards. Wenn man sich vor Augen führt, das die Neubauten seit 1995 nur ca 7% des Gesamtenergieverbrauchs ausmachen, ist leicht zu erkennen welch gewaltiges Einsparpotential im Gebäudebestand schlummert. Der sich immer deutlicher abzeichnende Klimawandel und die zu Ende gehenden fossilen Brennstoffe mit in naher Zukunft drastischen Verteuerungen der Energiekosten machen ein Handeln unabdingbar.
Energetische Verbesserungen der Außenbauteile stellen wegen ihrer hohen Effizienz lohnende und zukunftsichernde Investitionen dar. Altbauten aus der Jahrhundertwende lassen sich durch Maßnahmen an Dach, Fenster, Boden und Heizung in ihrem Verbrauch leicht halbieren. Bei Gebäuden aus den 50er und 60er Jahren ist eine Reduzierung der Heizenergie um 65% unter wirtschaftlich zu vertretendem Aufwand gut möglich. Diese Häuser unterschreiten dann oft die Anforderung der ENEV und werden somit gesondert gefördert. Es sprechen aber noch andere Gründe für eine energetisch Sanierung.

  • Vollständig gedämmte Gebäude bieten die höchste Schimmelpilzsicherheit.
  • Ein gut gedämmtes Haus bietet durch warme Oberflächen ein angenehmes Wohnklima.
    Es gibt keine Zugerscheinungen und Fußkälte mehr.
  • Durch den geringen Verbrauch sind diese Gebäude unabhängiger gegenüber Steigerungen der Energiekosten und bieten somit eine deutlich höhere Zukunftssicherheit.
  • Durch die steigenden Energiekosten und Einführung des Energieausweises werden sich Immobilien mit geringem Energieverbrauch ungleich besser vermarkten lassen.
  • Die Kosten der energetischen Sanierung lassen durch Förderungen und verringerten Nebenkosten weitgehend auffangen. Der Wertzuwachs ist preiswert zu bekommen.
  • Der geringere Energiebedarf erleichtert auch die spätere Umstellung auf andere Energieträger (Wärmepumpe, Brennstoffzelle, Solarunterstützung, …). In spätestens 10-15 Jahren werden Gas- und Oelheizungen unrentabel sein.

Um zu klären, welche Maßnahmen für ein Gebäude die Richtigen sind, sollte unbedingt ein Energieberater hinzu gezogen werden. Er besitzt den Überblick über die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten und trifft verbindliche Aussagen hinsichtlich der Effizienz, Wirtschaftlichkeit, Lebensdauer und Sicherheit gegen Bauschäden.
Die Architektenkammer NRW (www.aknw.de ) und die deutsche Energie-Agentur (www.dena.de) führen Listen über qualifizierten Energieberater.
Energetische Sanierungen leisten einen wirklichen Beitrag zur CO2-Minderung, und stellen für die Gebäude eine wichtige Zukunftsinvestition dar. Den Wohnkomfort und den Wert des Gebäudes erhöhen Sie schon heute. Es sprechen viele gute Gründe dafür, und der Zeitpunkt ist durch verbesserte Förderungen und den kommenden Energieausweis günstig.



Energieberatung, ein erster Schritt /KStA 10/2006

Wenn ein Gebäude saniert werden soll, stellt sich immer auch die Frage nach Art und Umfang der energieeinsparenden Maßnahmen. Die Energieeinsparverordnung schreibt vor, das bei Erneuerung von über 20% einer Fläche, diese nach den heutigen Anforderungen gedämmt werden muss. Wenn z.B. der Putz einer Fassade zu mehr als 20% ausgebessert werden müsste, ist die gesamte Fläche mit z.B. einem Wärmedämmputzystem in entsprechender Dämmstärke zu bekleiden. Es gibt aber gute Gründe diese notwendige Maßnahme darüber hinaus durch andere zu ergänzen.

  • Einseitige Dämmassnahmen bergen die Gefahr das sich Schimmelschäden an andere Stellen verlagern. Hier ist ein Fachmann hinzuzuziehen.
  • Bauteile wie Dach und Kellerdecke lassen sich oft sehr preiswert dämmen und ergänzen die Sanierung in manchem Fall bis hin zum Niedrigenergiehaus.
  • Ein gut gedämmtes Haus bietet ein angenehmeres Wohnklima und hinsichtlich der Nebenkosten eine deutlich höhere Zukunftssicherheit.
  • Ein wichtige Rolle spielt auch die Heizung. Hier kann je nach Alter der vorhandenen Heizung bis zu 30% eingespart werden.

Welche Dämmassnahme für ein Gebäude die Richtige ist, kann nur ein kompetenter Fachmann beantworten, der das Gebäude in seiner Gesamtheit beurteilt und einen Überblick über die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten hat. Er muss verbindliche Aussagen hinsichtlich der Effizienz, der Wirtschaftlichkeit, der Lebensdauer und der Sicherheit gegen Bauschäden geben können.
Aus diesem Grunde bietet die Architektenkammer NRW über besonders qualifizierten Mitgliedern sehr günstige Energieberatungen an. Diese Beratungen beinhalten eine sorgfältige Bestandsaufnahme mit der Berechnung des energetischen Ist-Zustandes, Darstellung der Anteiligen Wärmeverluste, Entwicklung von Dämmvarianten, Gegenüberstellung der Wirtschaftlichkeit und eine Auflistung von Fördermöglichkeiten. Hinsichtlich der Tragweite der Entscheidungen gilt es in Fachkreisen als unumgänglich eine Energieberatung immer als erster Schritt einer Sanierung voran zu stellen.